Sonntag, 16. Dezember 2007

Der Siedler von Kiev Teil .... (ach was, zählen Sie doch selber nach!)

Trotz aller äußerlich und innerlich vorherrschenden widrigen Umstände stand diese Woche, wie bereits angekündigt, ein weiterer Wohnungswechsel am Programm und da dies schon mein dritter Umzug in den letzten fünf Monaten war, entwickelte sich das Ganze schon zu einer Selbstverständlichkeit.

Da die neue Wohnung nicht sehr weit weg ist von meiner alten (oder besser: meinen alten) Unterkunft entschloss ich mich, um nicht unnötig Geld fürs Taxi auszugeben, auch ein paar Sachen zu Fuß eben dorthin zu bringen und da in der Ukraine nicht gerade das „Wir befreien jetzt den Gehsteig von Schnee und Eis“ – Spiel erfunden wurde, war das ab und zu eine Herausforderung.

Aber dieses Unterfangen lohnte sich;
In dieser Straße rauf, befindet sich mein neues Apartment:



Hier die Allee vom oberen Ende der Straße, wenn man das auch sehen will, bitteschön Herr und Frau Stammleser:



Das Interessante und Schöne zugleich ist aber der Aufgang zur Wohnungstür. Wenn ich aus dem Lift draußen bin, gehe ich noch zwei Stockwerke zu Fuß, nicht erreichbar für andere Mieter oder Wohnugseigentümer, nach oben und dieser Aufgang wird zB auch genutzt für die Bibliothek




oder für den Rauchersalon!



Zu viel vom Innenleben der Wohnung möchte ich noch nicht verraten aber als ich das erste Mal diesen Ausblick, auf das Häusermeer von Kiev betrachtete sagte ich leise zu mir, dass es sich auszahlen würde, hier diesmal länger als für zwei Wochen zu bleiben meint

Gert

Montag, 10. Dezember 2007

Der Siedler von Kiev II

Ja, es ist wieder einmal so weit, ein weiterer Umzug ist diese Woche geplant, da ich wieder gut schlafen kann und ich das Gefühl der Kreuzschmerzen schon sehnlichst vermisse (jede Krankenschwester weiß es: immer aus dem Kreuz heben!).

Anders als vor zwei Wochen ist dieser Wohnungswechsel geplant (und war eben der Anfang Dezember 2007 so unpassend, aber so was von, ich kann ihnen gar nicht sagen!) und deswegen änderte sich meine nicht sehr gute Laune zunehmends. "Zunehmends" ist eigentlich übertrieben aber wenn sich der rechte Mundwinkel um 4 Nanometer nach oben bewegt, kann man schon von einer freudigen Stimmungsschwankung sprechen; ich blicke in eine bessere Welt.

"Blicken" ist eigentlich ein schönes Stichwort. Ich konnte in den letzten Tagen eigentlich sehr wenig sehen. Das liegt nicht nur an meinem grauen Star ("Dancing with the Stars") sondern viel mehr daran, dass es in der letzten Woche ziemlich früh dunkel wurde und dies liegt wiederum nicht nur am winterlich, nachmittäglichen Sonnenuntergang sondern vielmehr daran, dass auf Grund der alten Kabel in meiner Wohnung (oder was immer das auch ist), ich eigentlich nichts an elektronischen Geräten einschalten konnte um nicht in einen Stromausfall zu geraten doch dieser ließ sich praktisch nie vermeiden aber mit handwerklichem Geschick (oder besser gesagt mit sehr viel Mut (und sehr viel Leichtsinn denn wer öffnet schon gern einen ukrainischen Sicherungskasten, oder wie ich sage, die "Büchse der Pandora"....) ließ sich so manche Situation retten.

Wäre das die einzig nette Geschichte von letzter Woche, wäre ich nicht in der Ukraine. Schlug ich vor ein paar Tagen vor, "in manchen Situationen nicht das Telephon abzuheben", so erweitere ich dies hiermit dahingehend, dass man "in manchen Situationen nicht den Briefkasten öffnen sollte (oder doch?)!".

Wie soll ich ihnen das am besten erklären. .....
Lassen sie mich eine Geschichte erzählen und nennen wir diese spontan: "Tag der offenen Tür bei Gert Teil 9+(192-x/45)":
Da bekommt jemand eine Mitteilung vom Briefträger (oder -"in", man weiß es ja nicht) in sein (nicht abschließbares) Postfach gelegt, mit dem Inhalt, man solle sich doch zur Hauptpost am Maidanplatz bewegen, um einen eingeschriebenen Brief abzuholen. Diese Person, die diese Mitteilung erhielt, nennen wir sie der einfachheithalber "Gert", hätte spätestens zu diesem Zeitpunkt eines überlegen müssen: "Nur ganz Auserwählte kennen meine Apartmentnummer aber die steht auf der Mitteilung drauf, komisch......" Doch die jugendliche Neugierde, die dieser alte Mann noch immer verspürt, ließ ihn nicht loß und deswegen ging Gert zur Kiever Hauptpost. Schönes Gebäude eigentlich.......









Kurzum der Inhalt des Briefes bestand in einer gerichtlichen Vorladung auf Grund des Einbruches, Mitte August 2007, in Gert's (alter) Wohnung. Die Begeisterung ob dieses Schreibens war enden wollend. Was dieser Mann so von ukrainischen Gerichten gehört hat, stimmte ihn nicht sehr mutig. Verhandelt wird meist im Büro des Richters (und kennt man die Büros österreichischer Gerichte, so kann man sich vorstellen, wie die in der Ukraine aussehen); außerdem wird oft über mehrere Sachen gleichzeitig diskutiert und was dann das Ergebnis betrifft, na ja (vor allem ob es zu einem solchen überhaupt kommt).... Na ja, mal schauen, was als nächstes kommt!

Ein Hoch auf unser'n Briefträger, Briefträger, Briefträger.... auf alle Briefträger ein Hoch, meint

Gert

Sonntag, 2. Dezember 2007

Hilfe, es weihnachtet schwer....

Wir schreiben (oder besser ich schreibe, denn sie lesen ja nur...) den 2. Dezember 2007. Alle Fragen, die die Menschheit sich im Jahr 2007 bis zum heutigen Tag stellte, konnte ich in diesem Jahr noch nicht beantworten aber mir bleiben noch ein paar Wochen (immer dieser Stress zu Jahresende, nächstes Jahr fang ich früher an...).

Zum Beispiel eine Frage geistert (eigentlich schon seit Jahren) immer zu dieser Jahreszeit in meinem Kopf herum (böse Zungen behaupten, zumindest irgendwas…aber lassen wir das jetzt) und es ist noch dazu eine «Warum» - Frage aber da ich mir heuer noch eine erlauben kann, teile ich diese gern mit den geehrten Stammlesern.

«Warum» hat der amerikanische Charakterdarsteller und Dramaturg, Chevy Chase, fuer seine Rolle als Clark Griswold im Film "Hilfe, es weihnachtet schwer" oder im Englischen "Christmas Vacation", keine Auszeichnung bekommen? Aha, jetzt fällt ihnen das auch auf aber dieses Geheimnis werden viele Leute ins Grab mitnehmen aber wer wenn nicht ich wird es (heuer hoffentlich) lösen!

Apropos Weihnachten, das fehlt heuer noch an Feiertagen, stimmt's?! Wird vermutlich aber bald kommen denn die Einkaufsgeschäfte weisen dezent zurükhaltend auf dieses Ereignis hin, wie sie hier sehen können bei einem "Dekor Laden", unweit von meiner schönen Wohnung.

Hier ein ein Rentierschlitten, natürlich von einem Löwen bewacht



Dieser Christbaum könnte auch aufwendiger gestaltet sein



Diese Stromrechnung möchte ich nicht haben



Und der steht nur am Gehsteig, weil er nicht abgeschleppt werden will



Diese Vorweihnachtszeit in der Ukraine wird, wie in allen anderen europäischen Ländern, groß geschrieben (überraschend eigentlich, bedenkt man, dass christliche Feiertage noch zu Zeiten des Kommunismus quasi verboten waren und im orthodoxen Glauben Weihnachten eigentlich auch als Fastenzeit (fleischlose Kost) gilt) obwohl wir alle hier noch ein bißchen länger auf Weihnachten warten, als in weiten Teilen Westeuropas. Der Grund liegt hierfür, dass die orthodoxe Kirche den julianischen Kalender verwendet und nicht wie der Stammleser, zB in Österreich, den gregorianischen Kalender kennt.

Deswegen wird Weihnachten hier in der Nacht auf den 7. Jänner gefeiert, 13 Tage nach den christlichen Weihnachten.

Der Grund für diese 13tägige Differenz findet seinen Ursprung ein paarhundert Jahre zurück, als man die Zeitrechnung in Rußland vom orthodoxen Priesterstand bestimmen ließ und das Zarentum gerade zu seiner Hoch-Zeit aufkam.

Der bekannte Zar, «Peter der Erste», war es auch, der die Kalenderreform in Angriff nahm und sich aber nicht für die in europäischen Ländern schon damals gängige Variante des gregorianische Form entschied sondern für die in England verwendete julianische Form.

Dass aber später England auch auf den gregorianischen Kalender umstellte wurde in Russland ignoriert (oder nicht mitbekommen, da das Internet noch nicht erfunden wurde und die Post damals wahrscheinlich noch langsamer war). So blieb alles beim Alten; bis zur Oktoberrevolution 1918, dem russischen Bürgerkrieg, als das Zarentum abgeschafft wurde. Hand in Hand mit diesem Ereignis ging zwar nicht die generelle Umstellung auf den gregorianischen Kalender aber es wurden zumindest der gleiche Tag (und auch wohl Monat) abgestimmt.

Die orthodoxe Kirche blieb allerdings ihrer Zeitrechnung treu und deswegen feiert man nach orthodoxem Glauben, Weihnachten in der Nacht zum 7. Jänner und ob dies Chevy Chase bei seinem oben erwähnten Film auch so gesehen hat, kann ich nicht beurteilen.

Hm, das ist ja noch eine Frage, die ich heuer noch lösen muss meint

Gert