Freitag, 30. November 2007

Der Siedler von Kiev

"Gert, was war eigentlich der schönste Tag in Deinem
langen Leben?", frage ich mich oft selbst.

Naja, ein Mal haben wir in der Schule am Nachmittag Pizza bestellt, das war recht angenehm und auch der gestrige Tag konnte dieses würdige Ereignis nicht überbieten obwohl ich "Siedler von Kiev" spielte.

Wenn man ein paar Monate in einer Wohnung "gelebt, geliebt, gelitten" (diesen Titel plane ich für meine Memoiren) dann sammelt sich so einiges an, was man irgendwann mal für wichtig hielt (zB vorgestern) um dann aber doch draufzukommen, wie komplett unnotwendig es war (zB gestern) eben diesen einen Zettel oder diese Rechnung zu behalten. So ging es mir in den letzten Tagen mit ungefähr der Hälfte meiner Sachen und kam dann zum überraschenden Ergebnis, dass ich noch immer viel zu viel Zeug habe, für zwei große Koffer und einem "von einer georgischen Bande auf Diebstahlstauglichkeit geprüften" Trolley.

Und dann kommen noch so tolle Sachen wie meine Gitarre dazu, wobei ich mich das erste mal darüber gefreut habe, nicht Klavier spielen gelernt zu haben.

Ist die ganze Plagerei für die neue Wohnung wert? Nein, bestimmt nicht aber als Zwischenlösung (Zwischenlösung Gert? Kommt da gar noch was.... fragt sich jetzt der Stammleser...vielleicht) gar nicht mal so schlecht! Und eines muss ich sagen, die Wohnung ist sowas von grausam eingerichtet, dass es fast schon wieder ein Erlebnis ist, in einer solchen zu wohnen.

Bei meinem letzten Eintrag habe ich den Teppichboden erwähnt. Sehen sie selbst (auf eigene Gefahr und falls sie Kinder haben, die sollten jetzt das Zimmer, das Haus, am besten das Land verlassen....denn ich komme nicht für die Behandlungskosten auf):



Wenn sie sich gerade in den Teppichboden verliebt haben, dann halten sie sich fest wenn sie jetzt einen von zwei Fauteuils betrachten!



Und setzen sie sich auf jeden Fall hin, wenn sie beides zusammen sehen.



Sie sehen, ich bin ein Mann der guten Geschmack schätzt, vermute aber, dass diese Person, die diese Wohnung eingerichtet hat, sich an der Menschheit rächen will meint

Gert

Montag, 26. November 2007

Betteln gegen die Langeweile

Ich weiß, der gut informierte Stammleser von heute, kennt sich in der Geschichte des ehemaligen Ostblocks besonders gut aus und wurde durch meinen Blog angeregt sein Fachwissen zu vertiefen. Deswegen weiß man auch um die große Hungersnot ("Holodomor" - Zwangskollektivierung der Landwirtschaft unter Stalin 1932 - 1933 in der Ukraine und Teile der ehemaligen Sowjetunion, welche zu Millionen von Toten, allein in der Ukraine, führte) und wenn's um die Ukraine geht, ist das Schlagwort "Orange Revolution" wahrlich nichts Unbekanntes. Gerade diesen beiden Ereignissen wurde letzte Woche hier in Kiev gedacht, wie zum Beispiel hier die dritte Feier der orangen Revolution am Maidanplatz letzten Donnerstag.

Hier die Feier, schlecht photographiert ("Blog Julia Timoschenko" und "Unsere Ukraine"):



hier die Gegenfeier, auch schlecht photographiert aber es geht (Mitglieder der "Partei der Regionen"). Diese wackeren Zeltbewohner (ein paar befinden sich auch nahe dem ukrainischen Parlament) übernachten seit Wochen schon ebendort.



Nur zur Information, die Ukraine hat noch keine Koalition und die Wahlen sind zwei Monate her. Die ersten Leute regen sich darüber schon auf, nur ich bin schön still, denn wenn man aus Österreich kommt und die letzten Wahlen und Wartereien so miterlebt hat und was dann schlussendlich so rausgekommen ist, ist man einiges gewohnt.
Wo hapert's momentan? Die nach den Wahlen mögliche Koalition zwischen dem Blog "Julia Timoschenko" und der Partei "Unsere Ukraine" verfügt nur über eine hauchdünne Sitzmehrheit im ukrainischen Parlament und da sträuben sich ein paar Abgeordnete (aus der Partei "Unsere Ukraine") dem vermeintlichen Regierungsprogramm zuzustimmen, worauf sich seit Tagen eine Pattstellung zwischen möglicher Koalition und möglicher Opposition entwickelt hat.

Dies alles verfolge ich nur peripher denn momentan ist das Thema:"Wo wohnt eigentlich Gert ab Anfang Dezember 2007", etwas in den Mittelpunkt gerückt. Etwas passendes auf die Schnelle zu finden, ist unmöglich aber da ich nicht vorhabe, ewig in der neuen Wohnung zu bleiben, wurde schließlich etwas gefunden, wobei der Stammleser sein Augenmerk auf das Wort "etwas" richten sollte. Da ich auch nicht so viel Zeit beim Siedeln verlieren kann, handelt es sich um eine Wohnung im Nachbarhaus.

Wie sieht die aus? Lassen sie sich überraschen! Nur, könnnen sie sich erinnern an diese 3D - Bilder wo man nach einer Minute ein Tier oder irgendwas anderes erkennen kann (oder zu erkennen glaubt)? Das wollte ich gleich bei dem vorhandenen Teppichboden ausprobieren nur habe ich, wie früher, leider nichts erkannt. Ich wollte es nicht nochmal probieren, da ich glaube, dass, wenn man länger in diesen Boden schaut, blind wird.

Als Einstimmung auf meine letzte Woche in meiner alten Wohnung, hat gestern in unserem Stiegenhaus ein Obdachloser übernachtet, den ich relativ unsanft aufweckte und seine, in gebrochenem Englisch (aha, Englisch), an mich gerichtete Anfrage, die darauf hinauslief mir ein bisschen Geld abzunehmen, habe ich sofort verneint (Mit mir nicht!) denn ich weiß worum es sich da handelt:

Laut einer oesterreichsichen Tageszeitung vor ein paar Wochen (man soll nicht immer alles glauben, was in Zeitungen steht aber lesen sie selbst):

"GELANGWEILTE MILLIONÄRE

Urlaub in der Unterschicht

Russische Reiche, denen Kaviarpartys im Flugzeug oder Helikopter-Skitouren zu langweilig sind, haben eine neues Freizeitvergnügen entdeckt: Sie dürfen für einen Tag Obdachloser in Paris oder Schaffner in Genf spielen - und dafür jede Menge Geld ausgeben.

Betteln gegen die Langeweile

Wer etwas Ausgefallenes machen möchte, verkleidet sich heutzutage als Bettler oder spielt Krieg. Manager, Abgeordnete und hohe Beamte samt Ehefrauen zahlen bis zu 7.000 Euro pro Person, um eine Nacht in Moskau als Kellner, Taxifahrer, Obdachloser oder Prostituierte zu verbringen, wie Spielclub-Präsident Sergej Knjasew berichtet. Diskretion ist dabei oberstes Gebot. Hinter den Kulissen müssen die Organisatoren harte Arbeit leisten, um ein glaubhaftes Auftreten ihrer Kunden zu ermöglichen und gleichzeitig für ihre Sicherheit zu sorgen. "Diese Spiele sind höchst anspruchsvoll", sagt Knjasew.

Neuerdings liegt Europa im Trend. Vor allem hier wollen sich reiche Russen amüsieren, wie der Club-Präsident weiß. Etwa zehn von ihnen haben bereits als Obdachlose in Paris um Geld gebettelt, als Straßenmusikanten in Venedig aufgespielt und sich als Kontrolleure in Genf Busfahrkarten zeigen lassen. "Manche wollen einfach Stress abbauen, und andere wollen aus einem total vorhersehbaren Leben ausbrechen", sagt Knjasew".

Bei mir geht es sich momentan zeitmäßig nicht aus und auch sparen müßte ich noch meint

Gert

Dienstag, 20. November 2007

In manchen Situationen sollte man das Telephon nicht abheben.....

Doch zuvor dies:



Was ist das, was sie hier sehen Herr und Frau Stammleser, ein Teil der "Sagrada Famiglia"? Könnte sein, doch mein Apartment wird eher selten photographiert. Vielmehr handelt es sich um einen Teil des Parkettbodens im Vorraum der seit Tagen so aussieht. Da hat man das Glück, dass der Eigentümer nach zähen Verhandlungen (das Abkommen von Jalta ist wahrscheinlich leichter beschlossen worden...) mit der Reparatur des Bodens (wem`s gefällt: "Poden") beginnt (wobei der Beginn schon ein großer Pluspunkt ist) und dann dauern diese unglaubliche Renovierungsvorhaben elends lange; nur wo und was dann genau repariert wurde, kann man danach wirklich nur feststellen, wenn man die Gabe sein eigen nennen kann, sich in den Körper einer Ameise hineinzuversetzen oder gar so feinfühlig ist, den Wimpernschlag einer Libelle (der ja manche Stürme in Europa auslöst) im brasilianischen Regenwald (falls es den noch gibt) in Kiev, in einer Wohnung Naehe dem Hotel Rus zu spühren. Da ich aber eher die Zurückhaltung und das leise Auftreten eines Darstellers des Tanzstückes "Stomp" habe, ist mir beides fremd.

"Gert und wie er die Welt sah" (neue Rubrik in meinem Blog, da müssen sie und ich wohl durch):

Feinfühlig zu sein ist jedem gestattet der es sein will. Nur beim Sonnenuntergang zu weinen (erlaubt bei: das Bier ist aus) oder ein Loblied auf das eine oder andere blühende Gewächs zu singen (erlaubt für: Blumenhaendler - obwohl die freuen sich über den LKW aus Holland mehr) hilft einem auch nicht immer.

Das war die erste (und hoffentlich letzte Folge) von "Gert und wie er die Welt sah"! Danke für ihre Aufmerksamkeit.

Genau, Feinfühligkeit hilft einem nicht, wenn man während des Abendessens einen Anruf von seiner Apartmentagentur erhält, mit dem Inhalt, dass man Ende November 2007 aus der Wohnung draußen sein sollte, da neuer Eigentümer und der will das Apartment haben.

Ich habe mir in den letzten Monaten den Ruhepuls eines Apnoetauchers antrainiert, sonst kommt man in der Ukraine nicht weit aber in dieser Situation war ich wie ein "Louis de Funès" in seinen besten Filmen.

Nun, jetzt wird es Zeit eine neues Apartment zu finden meint

Gert

Mittwoch, 14. November 2007

Und es war Winter......

Nach Schneefall und Regen in der letzten Woche, ist letzten Sonntag in Kiev der Winter eingekehrt und der Schnee blieb liegen, worauf es zu einer Diskussion zwischen Mitmenschen um mich herum kam, wo es um die Frage "Pro und Contra - Winterreifen in Kiev" ging. Da ich selbst kein Auto besitze und ich sowohl das Buch als auch den Film "Momo" gesehen habe, weiß ich, dass man sich nicht in solche Art von Beredungen einschalten sollte, da zeitraubend (obwohl, ging es bei "Momo" auch um Winterreifen, ich weiß es nicht mehr....).

Vielmehr musste ich mich selbst wintertauglich vorbereiten, denn es ging um meinen Weg zur Arbeit. Der mehr als zehnminütige Spaziergang von meiner letzten Metrostation zu meinem Arbeitsplatz schien mir nicht mehr (winterzeit)gemäß (standesgemäß schon gar nicht aber wissen sie wie schwierig es ist ein paar Studenten dazu zu ueberreden, mich wie "Majestix" durch das Politekhnichyi Institut zu tragen).

So mußte eine andere Lösung gefunden werden und die wurde auch und zwar in Form der sogenannten "Marschrutka".



Und natürlich auch in blau-gelb:



Bei diesem Gefährt handelt es sich um einen Kleinbus (eigentlich: Sammeltaxi). Von denen gibt es in Kiev ca 109.435 (plus, minus drei) und wenn man bei der richtigen Bushaltestation wartet oder kurz bevor der Bus kommt auf die Straße springt (gepaart mit der Hoffnung, dass die Bremsen nicht versagen), ist das Mitfahren eigentlich kein Problem.

Hält man sich nicht an oben erwähntes Ritual dann sieht das ungefähr so aus



Eine Fahrt kostet 1,50 Hryvnia (ca 20 Eurocent) und da ich an der Erststation beim "Palats Sportu" einsteige, habe ich auch meistens einen Sitzplatz wobei bei meiner Anzahl von grauen Haaren, sowieso schon jeder freiwillig aufsteht. So habe ich also Zeit mich auf meinen Tag vorzubereiten und wenn ich diese höllischen zwei Sekunden überstanden habe, mich auf die nächste Diskussion, diesmal "Pro und Contra Stopptafeln", einzustimmen (nicht zeitraubend!).

Bitte halten sie jetzt den Atem an und betrachten sie mit Ehrfurcht folgendes Bild, das das Innenleben eines Marschrutka Busses zeigt!



Und wenn man Aussteigen will, schreit man einfach die Adresse Richtung Fahrer, der bleibt dann stehen. Ich schrei immer: "Mariahilferstrasse - Nähe Museumsquartier"; irgendwann wird der Fahrer mich auch nach Wien bringen!

Und wenn der Stammleser sich jetzt fragt, ob dieser Bus einen Servicetest in Österreich überleben würde und ob denn hier Winterreifen montiert sind, so verweise ich höflich auf oben erwähntes Buch (bzw auf den Film) meint

Gert

PS: Hier könnte auch ihr Schneemann stehen.

Mittwoch, 7. November 2007

Gert in Sofia Teil 2 oder "The Heart of Bulgaria - it grows but does not age"

Wenn sie den ersten Teil von "Gert in Sofia" gelesen haben, werden sie wissen, dass die Demonstration gegen die "Garfield Pizza Kette" nicht der große Renner war aber gestärkt durch bulgarischer Küche (nicht Pizza) sah ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten von Sofia an. Leider sind mir nicht alle Photos gelungen und ich mußte auf die Hilfe mancher Internetseiten zurückgreifen.

Auch habe ich nicht alle Plätze gesehen, die ich sehen wollte, denn eine "Irish Bar" war mir im Weg und außerdem war Halloween und außerdem fällt mir keine passende Ausrede mehr ein.

So jetzt Photos ansehen und staunen. Falls es Fragen gibt, bitte aufzeigen, ich komm dann zu Ihnen!

Hier die Sophienkirche, von dem sich auch der Name der Hauptstadt (überraschenderweise) ableitet



Alexander Nevsky Kathedrale (danke an Paul Roeder, wer immer Sie auch sind, für dieses Photo)




Und nun ein großes Dankeschön an mich selbst für folgende Photos

Zar Alexander II Monument (Der Befreier)



St. Nedelya Kirche



Regierungsgebäude



So, alles gesehen? Haben sie ein Glück, dass es diesen Blog gibt.... Falls es jetzt keine Fragen mehr schließe ich mit den Worten, dass ich dann aus Sofia auch bald wieder nach Kiev zurückkehrte. Die Fahrt zum Flughafen von Sofia (der wahrscheinlich einer der saubersten Europas ist) dauerte nur 15 Minuten, dafür hatte das Flugzeug einer ukrainischen Fluglinie eine planmäßige Verspätung von 2 Stunden und in Kiev fing um Mitternacht der Taxifahrer am Flughafen einen Preis zu verhandeln an, der jenseits von gut und böse lag meint

Gert

Montag, 5. November 2007

Gert in Sofia Teil 1 oder Wo bitte geht's hier zur Demonstration?

Steigt man in ein Taxi ein, so ist es nicht nötig gleich darauf heftigst über den Preis zu diskutieren und sich zu beschweren, was für eine Sauerei eben dieser doch sei...... wo ich letzte Woche war? Richtig, ich kann nicht in Kiev gewesen sein, vielmehr war ich in der EU = Bulgarien = Sofia.

Und was bitte fällt ihnen lieber Stammleser nicht als erstes ein, wenn sie EU hören? Das ist doch Sofia! Da denk ich ja gar nicht lange nach, da können sie mich um vier Uhr früh aufwecken (oder besser aus einer Discotheque rauszerren) und mich fragen: Gert, was fällt Dir zur EU ein? Und ich werde ihnen sagen: Sofia! Nach einer kürzlich durchgeführten Studie der Wirtschaftszeitschrift (die ich seit meiner Studentenzeit abonniere) "Bunte", wäre ich zwar mit dieser Antwort alleine gewesen....andere Antworten waren

1) Häh? (1% - aufgerundet) - eigentlich die einzige Antworten auf jede Frage (neben "42", aber das versteht sich ja)
2) Ja, für mich auch ein kleines Bier (48% - abgerundet)
3) Diese Richtung, 2. Straße links (51% - abgerundet)

und dazwischen irgendwo ich.

Also, ich war in Bulgarien/ Sofia.

Obwohl dieses Land (und ich nehme stark an auch dessen Hauptstadt) teil der EU ist (und wir kennen die EU als offen, ehrlich und transparent) ist diese Stadt nicht (zu meiner Überraschung) ganz widerspruchfrei aber sehen sie selbst (um dieses Bild richtig sehen zu können, bitte Monitor auf den Boden stellen und so auf den Boden legen, dass das linke Ohr den Boden berührt! Tip: Augen Richtung Bildschirm und der Kopf der Katze sollte oben sein):



(Sie brauchen mir nicht zu danken)

Was stimmt da nicht an diesem Bild? Richtig, die Katze Garfield aß doch nie eine Pizza sondern vielmehr immer Lasagne aber hier......
Nein ich konnte dies nicht hinnehmen und organisierte gleich am selben Abend eine Demonstration mit Gleichgesinnten die diesen Fehler spät aber doch erkannten und auch nicht wahr haben wollten.



Der Erfolg war enden wollend aber man setzte ein Zeichen, dass sich vielleicht in den naechsten Jahren positiv auswirken wird, meint

Gert