Dienstag, 29. Januar 2008

Gestern am Morgen.......

.........gegen 7.56 Uhr (also mitten in der Nacht), rief mich meine Vermieterin an, um mir mitzuteilen, dass sie wieder in meinem (eigentlich ihrem) Apartment sein wird, weil eine Alarmanlage eingebaut werden soll.

Dies stellt aber nicht die erste kleine Umbauarbeit in der Wohnug dar. Letzte Woche wurde die Duschkabine nochmal mit Silikon verfugt, wobei mir nie aufgefallen ist, dass da jemals Wasser ausgetreten ist aber seis drum. Ebenfalls letzte Woche wurde das obere Schloss meiner Wohnungstür ausgetauscht (sehr sehr sehr zu meiner Überraschung). Doch faiererweise blieb es unabgesperrt und der Schlüssel lag mit einer Notiz am Schreibtisch. Beide Arbeiten wurden vom Herrn Papa der Vermieterin durchgeführt, sie erinnern sich, dass ist der ehemalige Flugzeugpilot in der sowjetischen Streitmacht (ob der jemals einen "Code Red" befohlen hat.....ich muss ihn einmal fragen, was das russische Pendant dazu ist.....). Aber dies nur nebenbei, zurück zum Anruf zu dieser unchristlichen Uhrzeit.

Der Dialog fand auf Englisch statt (bitte beachten sie meine gepflegte Ausdrucksweise auf TOEFL - Test Niveau):

Good morning Gert!
Hm....!?
Gert, Ineedtofixsomethingintheapartment! (ich glaub sie spricht es so, wie sie es schreibt)
What?
Ineedtofixit! (als sie das sagte, wuszte ich, es wird ein hervorragender Tag.....)
What?!
I'll come to the apartment with some workers and we will install the security system!
Hm....!?

Und dann kamen noch ein paar Sätze bla bla bla bla ba und das war's. Die Begeisterung war groß!

Eigentlich sollte ich mich freuen über das neue Überwachungssystem obwohl diese Wohnung sicher sein sollte!

Ich bin durch eine Gittertür vom allgemeinen Stiegenhaus getrennt (dies hat wahrscheinlich mehrere Gründe: Entweder es soll so ausschauen, dass ich hier eingesperrt bin oder man will unbedingt demnächst in der Zeitung lesen: ".........und hier Nachrichten aus Kiev...... ein 48jähriger "Leider Nein Rockmusiker" aus Österreich konnte sich nicht aus seiner brennenden Wohnug befreien, da er die Schlüssel für die Gittertür nicht fand. Anscheined war er hier eingesperrt....."), die Wohnungstür hat zwei Schlösser (von denen ich sogar die Schlüssel habe) und unten beim Eingang sitzt immer jemand und schaut wer ein und ausgeht, in diesem ehrenwerten Haus (das ist so ein Radl von 4 Personen, also 24 Stunden besetzt wobei davon auszugehen ist, dass ich für 100 USD eine Haus bzw Wohnungsführung bekomme und für 1000 USD alle Schlüssel - aber dies nur nebenbei....).

So gesehen, ist dies mit dem Sicherheitssystem gar nicht mal so schlecht gemeint. Jetzt muss ich nur mehr noch die Codenummer "Memento"-mäßig tätowieren lassen.....

Die Nebeneffekte dieser Installierungsarbeiten war das Gejammere von Seiten der Vermieterin, dass sie und ihr Vater den ganzen Nachmittag in der Wohnung verbringen mussten, um auf mich zu warten. Mein Verständnis dafür war enden wollend. Ganz besonders schlecht fühlte ich mich für mein Verhalten, als ich bemerkte, dass sie meinen ganzen flüssigen Vorrat weggetrunken haben bzw Kleinigkeiten weggegessen haben und ich so noch einkaufen gehen musste........herrlich...).

Des Weiteren kam meine Vermieterin auf die tolle Idee, mein Computermodem auszustecken, da es sich ja über Tag Feuer fangen könnte (natürlich....... passiert täglich 10.000 Mal ..... allein in der Strasse wo ich wohne.....) wenn es die ganze Zeit angesteckt ist und sich so erhitzt. Diese, sicherlich von meiner Vermieterin wohl durchdachte, Aktion, hat dem Modem so gut gefallen, dass es die letzten zwei Tage nicht funktioniert hat und die Verhandlungen mit dem Internetanbieter waren von besonderer Güte meint

Gert

Mittwoch, 23. Januar 2008

Um der Wahrheit noch mehr gerecht zu werden.....

.....spazierte ich Sonntag Vormittag weiter zur ebenfalls besichtigungswürdigen St. Michaelskirche mit den goldenen Kuppeln, die ein Mönchskloster darstellt.







Ebenfalls im Mittelalter erbaut, ist sie dem Stadtheiligen von Kiew, überraschenderweise heißt der Michael, gewidmet, wurde aber, so wie die Sophienkathedrale, von den einfallenden Tartaren zerstört, im Barockstil wieder renoviert, dann aber ein paar Jahrhunderte später während der Sowjetzeit teilweise zerstört und schließlich im Jahr 2000 wieder aufgebaut und öffentlich zugänglich gemacht.

Es war gerade ein orthodoxer Gottesdienst im Gange, dem ich kurz beiwohnte. Nur diesmal ohne zu beichten meint

Gert

Montag, 21. Januar 2008

Um der Wahrheit gerecht zu werden......

gestern (haben sie nicht den Willi derderschlogn....), als ob mein Beschwerdeemail von letzter Woche, an eine (wetter-) entscheidende Stelle gelangt wäre, war ein sehr schöner Tag, der seinem Namen alle Ehre machte bzw am Vormittag war es so.

Mich der "senilen Bettflucht" ergebend, wachte ich schon zeitig in der Früh, gegen viertel nach acht, auf, viel zu früh für einen Sonntagmorgen - meistens schlafe ich mich bis 8.20 Uhr aus. Aber diesmal lohnte sich das frühe Aufstehen.

Getrieben von einem, durch die Sonnenstrahlen wieder erweckten Bewegungsdrang, unternahm ich auch gleich nach dem Frühstück einen ausgedehnten Spaziergang durch Kiev, den ich schon seit ein paar Wochen nicht mehr gemacht habe und gleich (um nicht zu sagen "schnurstracks") führte mich der Weg, durch den frisch verschneiten Tarasa Shevchenko - Park



(im Hintergrund, die im dezenten rot gehaltene Tarasa Shevchenko - Universität) pfeilgrad Richtung einer Sehenswürdigkeit die mir schon bei meinem ersten Kievbesuch überhaupt (knapp vor 10 Monaten) ins Auge gefalllen ist (doch ich habe überlebt).



Die Sophienkirche von Kiev mit ihrem Glockenturm.

So, jetzt: Geschichte muss sein! Also, Hefte herausnehmen und mitschreiben, passen sie auf!

Wie uns Wikpedia lehrt, zählt diese zum UNESCO Weltkulturerbe, deren Name sich von der Hagia Sophia herleitet. Erbaut Anfang des 11. Jhdts nach Christus, während der Regentschaft des Großfürsten Jaroslaw dem Weisen, wurde ihre spätere bedeutende Aufgabe dahin gerichtet, von der Weisheit des Christentums und der Macht der Kiever Rus (mittelalterlicher Großstaat mit eben Kiev als Zentrum) zu präsentieren. Dies wurde aber je beendet, mit dem Ende des erwähnten Reiches durch Einfälle der Mongolen und Tartaren, die auch in eine teilweise Zerstörung der Kirche führten.



Renoviert wurde sie wieder Jahrhunderte später, im Barockstil, konnte aber ihre alte Stärke nie zurückgewinnen, schon gar nicht in der Sowjetzeit.

Grotesk war auch die Situation nach dem Zerfall der Sowjetunion nach 1991, wo es zu Streitigkeiten zwischen den orthodoxen Kirchen verschiedener Patriachate über die Zugehörigkeit der Kathedrale kam; auch die ukrainsch katholische Kirche mischte sich ein. Der ukrainische Staat griff durch und schloss die Kirche für kirchliche Zwecke. Seitdem stellt sie ein Museum dar.



Übrigens, auf den Glockenturm da kann man über Treppen raufgelangen. Nicht so spannend, wie den Eiffelturm bis zur "deuxième étage" raufzusteigen aber es zahlt sich aus meint

Gert

Donnerstag, 17. Januar 2008

Ein wunderschöner Winter

Es ist sowas von deprimierend hier in Kiev, ich glaube in den letzten vier Monaten schien vielleicht drei Mal die Sonne. Alles grau in grau die ganze Zeit, manchmal sogar die Miniröcke (positiv, denn nur da gefällt mir diese Farbe.....).

Nein wirklich, so kann es nicht weiter gehen.... zum Verzweifeln....der Wodka hilft auch nicht mehr....

Da fiel mir in den letzten Tagen ein Lied ein, das wahrscheinlich meine letzte Rettung sein wird:

Lieber Gott, lass die Sonne wieder scheinen,
für Mama, für Papa und für mich!
Alle Kinder die großen und die kleinen,
haben Sehnsucht nach Sonne wie ich.

Wenn die Wolken, die grauen wieder weinen,
ja dann wein bestimmt auch ich.

Lieber Gott, lass die Sonne wieder scheinen,
für Mama, für Papa und für mich!

Der Text stammt nicht von Peter Turrini, wie jetzt viele von den Stammlesern wahrscheinlich vermuten, sondern laut Treffer Nummer 1 bei Google von Conny Froboess (in die wir alle in den 60er Jahren verliebt waren) und wir alle wissen: das Internet lügt nicht!

Da ich nie bei den "Wiener Sängerknaben" war, traue ich mir nicht zu dieses schöne Lied zu singen sondern vielmehr pfeife ich die Melodie nur so vor mich hin.

"Was, Du pfeifst das Lied, Gert?", fragen sich jetzt die interessierten Stammleser, die mich seit 1. Jaenner 2008 duzen dürfen (naja, mal sehen wie lange ich das zulasse)
"Ja und genau das habe ich gerade geschrieben."
"Und wo?"
"Eigentlich überall wenn ich Lust dazu habe."

Aha, ich weiß worauf sie hinauswollen, auf den Aberglauben in der Ukraine. Aber woher wissen sie, dass man in geschlossenen Räumen (also praktisch eh nirgends) nicht pfeifen darf, weil das Unglück bringt. Bilden sie sich etwa ohne mein Zutun weiter.....betrügen sie mich etwa?

Sie können es sich nicht vorstellen was da loß war, als ich mir das erste Mal diese Untat erlaubte. Bei diesen stundenlangen ukrainischen Belehrungen, dass man das nicht tun soll, da wär sogar der Mutter Theresa die Hand ausgerutscht.

Des Weiteren wurde ich kurz danach darauf hingewiesen, mein Geld nicht herumliegen zu lassen (so zB ein paar Papierscheine oder Münzen), jedenfalls nicht auf einem Tisch. Meine Entgegnung darauf, dass das kein Unglück bringt sondern eben nur von einem dann schnurstracks (schoenes Wort und doch so selten gebraucht) gestohlen wird, wurde nicht anerkannt, weil alle Ukrainer ehrlich sind (genau....).

Dass man weiters nicht über die Türschwelle die Haende schütteln soll, habe ich irgendwann schon einmal gehört und dann kamen noch ungefähr tausend andere Sachen mehr.

"Bist du eigentlich abergläubisch Gert?" (hören sie auf jetzt Fragen zu stellen..!)
Nein, momentan nicht, vielleicht im Sommer; ich hab jetzt keine Zeit dafür denn ich muss schauen, wo ich in diesem schönen Land 10000 Watt Glühbirnen bekomme, damit wenigstens in meinem Apartment es heller wird. Ich könnte ja meine Vermieterin fragen oder ihren Vater. Am besten ich ruf in meinem Apartment an, einer von den beiden wird sicher abheben meint


Gert

Freitag, 11. Januar 2008

Auch für 2008 gilt:

Wer Internet nutzen will, muss auch dafür bezahlen und da die Tradition in der Ukraine es genauso verlangt, ist das auch so hinzunehmen. Nur was nicht einzusehen war, ist, dass nach erfolgter Zahlung der Internetanbieter noch tagelang braucht um mein Internetkonto wieder zu aktivieren. Normalerweise funktioniert das ohne Probleme nur glaube ich, dass die alle noch vom Weihnachtsfest betrunken waren.

Dabei hat allein der Anfangsmonat dieses Jahres schon so viel zu bieten. Stellen Sie sich vor, die Spice Girls setzen ihre Welttournee in England fort und wer wenn nicht ich kann dies nicht erwarten (der Stammleser wahrscheinlich auch nicht) und will natürlich Konzertberichte lesen, nur wie denn bitte schön wenn man kein Internet hat!

Apropos erwarten. Meine Vermieterin war anscheinend auch schon ganz gespannt darauf, dass ich die Weihnachtsfeiertage in Österreich verbringe (ja ok ich war in Österreich, was soll ich tun. Ganz darf die Verbindung nicht abreißen zum "Land des zukünftigen Fußball - Europameisters" (naja wohl eher nicht aber ich freu mich schon auf drei interessante Spiele im Juni 2008 wo uns der Schiedsrichter wohl einen Elfmeter zupfeifen wird, sodass wir wenigstens einen Torschuss haben werden..... bella gerant alii tu felix Austria, nube!), wobei ich in den letzten Monaten gezählte zwei Mal die Newsseite des österreichischen Rundfunkes angeschaut habe und mir so interessante Artikel wie "St. Pölten hat den hässlichsten Bahnhof von Oesterreich" (nicht nur das, wie ich finde...) oder "Warum schwangere Frauen nicht umkippen koennen". Nun gut, wie sie sehen werden gern die ganz heißen Eisen angegriffen aber man darf sich nicht zu viel erwarten. Lassen wir das, wo war ich, ach ja Vermieterin und warten...).

Nicht dass sie mir das jemals direkt gesagt oder geschrieben hätte. Vielmehr hat sie sich hinter kryptischen Botschaften wie „Gerd,ineedtofixsomethingintheflat.Tomorrow.Ok!?“ versteckt. Genau so eine Botschaft erhielt ich von ihr über die Weihnachtsfeiertage, seltsam nicht wahr? Seltsam ist auch, dass sie sich anscheinend ein Mobiltelephon gekauft hat wo beim SMS schreiben die Leerzeichentaste fehlt aber das nur nebenbei. Konzentrieren wir uns lieber auf den Teil „ineedtofixsomethingintheflat“. „Was um alles in der Welt hat sie denn jetzt vor“ fragte ich mich selbst mit, wobei die Betonung auf „wieder“ liegt denn es war nicht das erste Mal, dass sie mehr oder weniger sich selbst in ihre (vermietete) Wohnung einlädt.

Aber im Dezember 2007 klang das noch ein wenig detailierter, so wie zB: „ Gert, das Internet wird umgestellt, ich bin morgen Vormittag zwischen 10 - 12 Uhr in der Wohnung!“

Meistens kommt sie auch nicht allein in die Wohnung, wie sie mir letzten Dezember erzählt hat sondern oft (eigentlich immer) mit ihrem Vater, den ich auch schon kennen lernen durfte. Laut eigenen Angaben war der vorher bei der russischen Armee, Militärpilot. Insgesamt hat der 17 Mal in seiner Dienstzeit den Stützposten gewechselt und er erzählte mir auch, dass er auch eine Zeit lang in der DDR stationiert war.

Dieser weilt momentan in Lettland wird aber sobald er wieder in Kiev ist, in der Wohnung ein paar Sachen reparieren. Mal schauen was das wird meint

Gert