Montag, 21. April 2008

Alle Jahre wieder.....

.....feiert man auch in der Ukraine Ostern und dies passiert kommendes Wochenende, da es der julianische Kalender so haben will (aber nicht nur der Kirchenkalender allein, es hängt auch mit der Mondkonstellation zusammen und des Weiteren muss das orthodoxe Osterfest immer auf den Sonntag nach dem jüdischen Pessah Festes fallen, kompliziert, kompliziert....)

Bis auf den zeitlichen Unterschied bestehen zwischen dem römisch-katholischen und dem orthodoxen Osterfest eher geringe, der Osterhase fehlt halt hier, hätte aber hier aufgrund des Kiever Stadtverkehrs wenig Chancen aufs Überleben und außerdem kam Meister Lampe auch nicht im "Jesus Christ Superstar-Musikstück" vor und nur da wird die wahre Geschichte Jesus erzählt, frei nach dem Andrew Lloyd Webber - Evangelium.

Gestern auf jeden Fall Palmsonntag, das heißt Palmbuschenweihe in der St. Wladimirskathedrale und da war was los. Ich bin ja gar nicht in die Kirche hineingekommen vor lauter Aufregung, die die Ukrainer um mich herum hatten.



Die die es, so wie ich nicht schafften (oder einfach sich den ganzen Trubel nicht antun wollten (so wie ich eigentlich auch)) stellten sich um die Kirche herum



und ließen den Pfarrer erst zu seinem Mittagessen gehen, als er für sie Ehrenrunde um die Kirche herum machte und zwar in einer Geschwindigkeit (war es der Hunger, war es der Durst.....), die daran schuld war, dass ich die "Benny Hill" - Musik nicht und nicht aus meinem Kopf raus bekam.



So blieb noch Zeit, dass sich noch vor dem Mittagessen ein kleiner Spaziergang im nahe gelegenen Kiever botanischen Garten ausging, den ich vorher noch nie besucht hatte, da ich als bekennender Pollenallergiker unbedingt auf das Frühjahr warten wollte. Wenn sie mich fragen wie es wahr, so sage ich, dass ich mir wieder einen Besuch zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen kann. Nicht weil es so unglaublich schön war



(obwohl ich schon irgendwann im letzten Jahr erwähnt habe wie grün Kiev noch teilweise ist und so eine riesengroße Parkanlage in einer Millionenstadt (und dies noch dazu mitten im Zentrum) sicherlich was Gutes hat) sondern weil ich darauf warten möchte, dass noch mehr blüht, was mich dann (+ zusätzlich triefender Nase) davon ablenken kann, dass manche Ukrainer noch nicht so genau wissen, was das ist, was sich Müllkübel nennt.



Sei's drum; jetzt ist bald Ostern und dass man am kommenden Osterwochenende auch einen anderen Jahrestag begeht verschweigt man lieber meint

Gert

Sonntag, 13. April 2008

Es dauert nicht mehr lang.....

.... bis kommenden Dienstag und die Heizperiode endet in Kiev, bevor sie Mitte Oktober wieder startet.

Wenn es mal nicht regnet und wieder kälter wird, dann hat man irgendwie das Gefühl, dass hier in Kiev der Frühling eingekehrt (vielleicht brachte auch George W. Bush den Frühling mit, bei seinem Besuch Ende März in Kiev....) und fleißige Hände säubern schon den Taras Schewtschenko - Park von Winterresten.



Auch der Gärtner, dem es ein Anliegen ist, jedes Blütenblatt dieses Parkes einzeln zu kennen, lässt es sich nicht nehmen, seinem grünen Daumen gerecht zu werden und mit sanftem Nachsetzen jedes Gewächs einzeln zu gießen.



Und die streunenden Hunden, denen ich auf meinem Weg zu meinem Arbeitsplatz jeden Tag begegne (und natürlich oft stundenlang mit ihnen spiele) genießen ihren wohlverdienten Schlaf.



Ein riesengroßer Vorteil besteht auch dahingehend, dass das Biertrinken im Freien, im Vergleich zu den vergangenen Monaten jetzt erheblich mehr Spaß macht und die Bierflasche nicht mehr an der Hand anfriert.



Der Wechsel der Jahreszeiten......wo eben noch Schnee war, beobachtet man jetzt wie Gras wächst, wo eben noch kahle Äste das Bild bestimmten, sieht man einzeln schon Blüten die irgendwann aufgehen werden und wo eben noch kniehohe Stiefel zarte ukrainische Frauenbeine bedeckten erkennt man langsam High Heels, die sich freuen wieder getragen zu werden.

Das "Wunder Natur", meint

Gert

Mittwoch, 2. April 2008

In den letzten Wochen.....

.....hat sich eine interessante Geschichte in der Ukraine entwickelt, die sehr gut das gesellschaftliche Bild dieses schönen Landes widerspiegelt, dass nämlich, sollte von UkrainerInnen etwas umgesetzt werden, immer bis zu einem Zeitpunkt gewartet wird, wo es nicht mehr fünf Minuten vor Zwölf (und ich sah auf die Uhr......(Achtung: Sommerzeit!)) ist sondern fünf Sekunden vor Zwölf und dann geht's rund!! Da hört man von links und rechts: "Katastrophe", "Katastrophe", "Wie kann man nur?", "Wer soll das machen?", " Was, bis zu diesem Zeitpunkt?", als ob die Welt untergehen würde (und ich sage nicht, dass Ukrainer faul sind, ich meine nur, sie gehen Dinge sehr sehr eigenartig an....). Diesen Gemütszustand mancher UkrainerInnen die ich kenne, habe ich schon so oft miterlebt, dass mich das nicht mehr beunruhigt (manche empfinden das als boshaft und fragen:"Wie kann man da nur ruhig bleiben?"....). Wenn man das aber das erste Mal miterlebt hat wird man nervös, weil man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, dass eh immer alles irgendwie weitergeht....

Doch lesen sie selbst:

Die Ukrainer habe einen gewissen Nationalstolz. Das ist für ein knapp 17 Jahre altes Land durchaus gut zu heißen, denkt man daran von welch großem Land heraus sie (und viele andere auch) die Unabhängigkeit erklärt hat doch besteht noch immer (und wird immer bestehen) ein schwieriges Verhältnis, zum gröszten, aus der ehemaligen Sowjetunion hervorgegangenen Land, nämlich Russland. Speziell die Sprache machts aus und die Ukrainer sind (zumindest im westlichen Teil) unheimlich stolz auf ihr Ukrainisch und dies ist auch auf Verfassungsebene so vorgesehen:

Dies führte auch zu folgendem Umstand:

Es erkannte im Dezember 2007 das Verfassungsgericht der Ukraine die Verbreitung und Aufführung von ausländischen Filmen, die weder ukrainisch synchronisiert noch untertitelt sind, als gesetzeswidrig an.
Am 18. Jaenner 2008 verbot das Kulturministerium dem Kinematografiedienst die Erlaubnis zur Verbreitung und Aufführung von Filmen, die nicht auf ukrainisch synchronisiert oder untertitelt sind, zu erteilen (Achtung, nutzloses Wissen: Den ersten Film, den diese Regelung traf war "Asterix bei den Olympischen Spielen" letzten Jänner, deswegen kam dieser Film mit einiger Verspätung in die ukrainischen Kinos).

Die Folge:

36 Kinos in 18 Städten der Ukraine stellten ihre Arbeit am 27. Februar für einen Tag, als Zeichen des Protestes gegen die Entscheidung des Kulturministeriums die Vorführung von ausländischen Filmen mit russischer Übersetzung zu verbieten, ein (Nur mein Stammkino hat die Ruhe weg. Ein Mal in der Woche gibt es zu einer bestimmten Uhrzeit einen Film auf Englisch und die anderen sind teilweise auf Russisch, teilweise auf Ukrainisch).

Im Hintergrund sollte man, wenn man die oben stehenden Zeilen liest, immer haben, dass es sich hierbei um ein Gesetz handelt, das Jahre alt (so um 2004 beschlossen, also während der orangen Revolution und so kann man sehen, wie genau man sich an gesetzliche Vorgaben hält und diese auch umsetzt...) ist und nicht mal während der Zeit als Viktor Janukowitsch Ministerpräsident war (und der ist eher auf der pro - russischen Seite) irgendwie zu Gunsten der vorwiegend Russisch sprechenden Bevölkerung im Süden und Osten der Ukraine geändert wurde, weil er sich wahrscheinlich gedacht hat, dass da nie ein Hahn danach krähen werde. Doch jetzt wieder Frau Tymoschenko und die fährt da drüber.....

Es geschah also nichts und jetzt werden alle nervös und die Schreierei fängt an, denn die vorläufige Entwicklung lauft dahin, dass nicht nur Kinofilme sondern vielmehr auch russischsprachige (oder vielmehr nicht in ukrainischer Sprache moderierte) Sendungen im ukrainischen Kabelfernsehen ab März 2009 eingestellt werden müssen, wenn eine Bestimmung des ukrainischen Rundfunkrates in Kraft tritt. Die ukrainischen Kabel - Provider (deren Präsident von der Wiedereinfünhrung der Zensur spricht......) sollen alle Sendungen ausländischer Anbieter in die ukrainische Sprache übersetzen, was vor allem bei Livesendungen lustig sein dürfte. Fairerweise muss man dazusagen, dass bei vielen Filmen, die ins Russische oder Ukrainische synchronisiert wurden, es ungefähr so abläuft, dass ein Mann alle Männerrollen spricht und vielleicht auch Kinder (und zwar in einer Emotionslosigkeit, dass im Vergleich dazu, ein Bruno Gironcoli als Clubanimateur durchgeht) und wenig überraschend eine Frau alle Frauenrollen und vielleicht auch Kinder (und die auch in einem Temperament, wie die Stimme bei der Telephonzeitansage). Des Weiteren macht man sich auch nicht die Mühe die Originaltonspur abzuschalten sondern macht sie vielleicht ein bißchen leiser. Also dauert die Synchronisationsarbeit höchstwahrscheinlich genauso lang wie der Film. Effizient und günstig ist es, keine Frage.
Wie das bei Livesendungen zu handhaben sein wird, weiß man noch nicht. Mein Vorschlag, von der UNO ein paar Dolmetscher ausborgen, die werden das wohl schaffen!

Was macht man aber im vorliegenden Fall:

Auf dem von mir schon in einem vorhergehenden Beitrag gepriesenen ukrainischen Musikfernsehsender "M1" gibt es eine Frühstücksshow die nennt sich schlicht "Guten Morgen". Sehen sie selbst, Herr und Frau Stammleser:
http://m1.tv/ua/products/gut_morgen/

Jeden Werktag pünktlich zwei Minuten vor 8.00 Uhr Früh, werden auf eher nicht "Knoff Hoff Niveau" Experimente vorgeführt (die fast immer schief gehen) und dieser Teil der Morgenshow heißt: "Guten Experiment".

Die Aerobic - Fünf - Minuten (wo man gespannt beobachten kann, wie die Moderatorin in kurzem Kleid und mit kniehohen Stiefeln einfache Turnübungen mitvorführt) nennt sich "Hände Hoch"



und werden Kochrezepte vorgestellt, so geschieht das unter der Rubrik "Guten Appetit".



So, lieber ukrainischer Gesetzgeber, was machen wir da? Wir haben eine Sendung von einem ukrainischen Sender, in der nur ukrainisch gesprochen wird, wo ein paar Mal während der Sendung, die oben erwähnten deutschen Redewendungen vorkommen (und sogar am Bildschirm stehen)........geht das, geht das?

Wenn das kein Grund zur Anlassgesetzgebung ist, dann weiß ich auch nicht mehr meint

Gert