Montag, 29. Dezember 2008

Wenn sie jetzt glauben....

....dass ich waehrend der bevorstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten ganz sentimental werde, dann liegen sie vollkommen richtig.

Vaeterchen Frost (Дед Мороз) ist der osteuropaeische Weihnachtsmann und bringt demnach auch in der Ukraine allen am 31.12. die Geschenke. Er wird von einem kleinen Mädchen, seiner (so sagt man) Enkelin Snegurotschka („Schneeflöckchen“), begleitet.

Am 31.12. deswegen da an diesem Abend das Jolkafest gefeiert wird, die noch aus der Sowjetunion stammende atheistische Version des russisch-orthodoxen Weihnachtsfestes (welches ja laut offiziellem julianischen Kalender in der Nacht vom 6. auf den 7. Jaenner stattfindet (wobei der 7. Jaenner ein Feiertag ist) da in Zeiten des Kommunismus die christlichen Feiertage es nicht so einfach hatten (oder noch immer haben) und man so eben die Silvesternacht waehlte.

In der Neujahrsnacht werden also die Geschenke (in der Nacht vom 6. auf den 7. Jaenner feiert man eher still und im kleineren Kreis) verteilt und grosze Feste im Familienkreis gefeiert. In den kleineren Staedten und am Land gibt es noch dazu kleinere Braeuche oder Spiele an diesem Abend die vor allem die Jugend in ihren Bann zieht und groesztenteils hat es mit einem spaeteren Eheleben zu tun. So haette der Journalist, der George W. Bush mit Schuhwuerfen dessen Irak Politik kommentierte gute Chancen bei einem Brauch mitzumachen bei dem man einen Schuh ueber das Haus in dem gefeiert wird wirft und je nach dem wohin die Schuhspitze zeigt, in dieser Himmelsrichtung man seine spaetere Ehefrau (oder Ehemann) finden wird.
Auch ein mehr oder weniger lustiger Zeitvertreib ist es, dass die unverheirateten Gaeste vom hintersten Zimmer aus des Hauses oder der Wohnung in die man zum Jolkafest eingeladen wurde jeweils abwechselnd (dh der erste Schritt vom ersten unverheirateten Gast, der zweite vom naechsten Gast, bis sich das wieder zu wiederholen beginnt) und der oder diejenige die mit ihrem Schritt die Schwelle der Eingangstuer erreicht wird als naechste heiraten....

So vertreibt man sich die Zeit bis Vaeterchen Frost mit Geschenken auftaucht, eine bekannte Maerchengestalt, wie zum Beispiel diese Erzaehlung beweist (gefunden auf "www.nachrussland.de"):

Vaeterchen Frost

Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Land ein Mann mit seiner Frau. Beide waren bereits zuvor verheiratet gewesen, doch ihre früheren Eheleute waren gestorben und so hatten sie wieder geheiratet. Beide hatten aus ihrer fräheren Ehe je eine Tochter. Die Tochter der Frau war böse und gemein, während die Tochter des Mannes lieb und sanft war. Die Frau liebte nur ihre eigene Tochter und ließ ihre Stieftochter den ganzen Tag hart arbeiten. Das Mädchen musste das ganze Haus alleine putzen und wurde von der Stiefmutter oft geschlagen. Doch dennoch hasste die Frau die Tochter des Mannes von Tag zu Tag mehr.
Eines Tages, mitten in einem harten, kalten Winter, beschloss die Stiefmutter, dass das arme Mädchen in den tiefen Wald gebracht und sich selbst überlassen werden sollte.

Der Vater des Mädchen wollte das natürlich nicht, doch seine Frau war so boshaft und herrisch, dass er mittlerweile Angst vor ihr hatte, seine Tochter tatsächlich mit in den Wald nahm und sie dort alleine ließ. Einsam und verlassen saß das Mädchen nun unter einem Baum. Doch schon nach kurzer Zeit hörte sie ein Knacken von Zweigen und kurz darauf eine Stimme, die sprach:„Frierst Du, liebes Kind ?“ Das Mädchen erkannte die Stimme als die von Väterchen Frost und antwortete: „Nein, Väterchen Frost. Mir ist nicht kalt.“ Da fragte er sie nochmals und noch mal und kam näher und näher zu dem Kind. Das Mädchen antwortete jedes mal, dass ihr warm sei, doch das arme Kind dauerte dem Väterchen so sehr, dass er es in einen weichen, prächtigen Mantel wickelte, die ganze Nacht wärmte und es am Morgen mit Geschenken überhäufte. Dem Vater bedauerte seine böse Tat inzwischen und kam am nächsten Tag in den Wald zurück, um seine Tochter zu retten und freute sich sehr, als er sie nicht nur lebendig, sondern auch warm bekleidet und mit großen Reichtümern beladen fand. Beide kehrten nach Hause zurück. Als sie wieder da waren und die Stiefmutter die Reichtümer des Mädchens sah, wollte sie sofort, dass auch ihre eigene Tochter in den Wald gebracht und dort eine Nacht verbringen solle. Natürlich hoffte sie, dass auch ihre Tochter reich beschenkt zurückkommen würde. Also ging der Mann in den Wald und ließ die Tochter der Frau dort zurück. Doch als er sie am nächsten Morgen holen wollte, erschrak er. Nicht beladen mit Reichtum, sondern kalt gefroren war der Leib des bösen Mädchens. Er brachte ihren Leichnam der bösen Frau zurück, nahm seine eigene Tochter bei der Hand und zog von der bösen Stiefmutter für immer fort. Und wenn er und das Mädchen nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.


Vaeterchen Frost hat schon gewusst wie es geht meint

Gert

Samstag, 13. Dezember 2008

Man braucht mir nicht zu sagen....

...........dass bald Weihnachten gefeiert wird denn jedes Jahr um diese Zeit wird es ganz anders in meinem Herzen wenn ich die festlichen Dekorationen sehe, die symphatisch eisglatten Gehsteige, den Tannenbaum am Maidanplatz ja dann (und speziell dann) faellt mir ein, dass in dieser vermeintlich besinnlichen Zeit, in der man hier Gott sei Dank von den Top 10 Weihnachtsliedern die man sonst in der Adventszeit ueberall auf der Welt hoert verschont wird (man sieht, die Ukraine hat auch ihre guten Seiten), ich doch noch etwas zu erledigen habe was ich auf keinen Fall vergessen darf.
Richtig: genau in dieser Zeit, ja in ein und derselben Woche laeuft meine Arbeits bzw meine Aufenthaltsbewilligung ab und als Zugabe noch mein Mietvertrag.

Waere das Besorgen eines dieser Dokumente nicht schon Aufgabe genug so hat das Aufeinandertreffen aller drei Dokumente (ich sage auch:"Meeting of the Spirits" dazu) fuer mich denselben Effekt wie wenn allen Planeten in einer Reihe zur Sonne stehen wuerden und da ich gescheiterweise mir im letzten Jahr nicht genau aufgeschrieben habe welche Dokumente man in den diversen Behoerden abzugeben hat habe ich jetzt den Spasz (was aber gleichzeitig nicht bedeutet, dass ich mir heuer Notizen mache, die Spannung muss aufrecht erhalten bleiben).

Der erste Sieg ist mir gewiss, die Arbeitsbewilligung scheint so gut wie sicher und dies in einer fulminanten Rekordzeit (und dies ganz ohne Nachhilfe).

Richtig lustig wird es aber jetzt mit der Aufenthaltsbewilligung die in meinem schoenen Pass mittels des OBIR Stempels nachgewiesen wird. Letztes Jahr wurde es mir leicht gemacht, da kam eine Mitarbeiterin dieser Institution zu mir, ich gab alle Dokumente ab und drei Tage spaeter bekam ich Pass mit Stempel zurueck nur heuer scheitere ich anscheinend an den neuen Auslegungen der OBIR Leute. Kein Mensch wuerde zu mir kommen, keine Dokumente seien abzugeben, sondern man mueszte bei Ihnen auftauchen, einen Antrag ausfuellen und dann wird im Laufe der naechstfolgenden 10 Tage darueber entschieden ob und ueberhaupt und in der Zwischenzeit: "nichts genaues weisz man nicht". Waehrend ich mir zu dieser frohen Nachricht selbst gratuliere scheint mir der Mietvertrag momentan die geringste Sorge denn der wird wohl erstmal stillschweigend verlaengert und dann schriftlich erneuert werden; eine neue Klausel wuerde ich aber fuer das naechste Jahr doch reinschreiben wie zB "beste aller Vermieterinnen, bitte sagen Sie mir warum diese Einrichtungen an den Waenden (die ueberall auf der Welt als Heizkoerper bekannt sind) auch in Ihrer Wohnung aufzufinden sind wenn sie im Winter doch nur kalt bleiben?".

Ich kann nur froh sein, dass es hier im Raum Kiev noch nicht richtig kalt ist aber das kommt noch....(bei manchen meiner Bekannten ist es noch schlimmer, das schraubt man nicht nur die Leistung der Heizung herunter sondern bekommt auch momentan kein warmes Wasser....das haertet ab meine ich...). Geruechtenzufolge hat das Haus in dem ich wohne Schulden bei der Haeuserverwaltungsstelle (fuer den Bezirk in dem ich wohne) "Check", da angeblich viele Parteien ihre Stromrechnungen nicht bezahlt haben (so geschehen auch auf hoeherer Ebene zwischen Ukraine und Russland) und da wird (weil man angeblich das nicht anders einstellen kann) die Leistung fuer das gesamte Haus runtergeschraubt.

Man kann aber auch folgendes lesen:

Freitag, 12.12.2008
Teile von Kiew seit gestern ohne Warmwasser
Kiewenergo hat gestern begonnen das linke Dneprufer und Teile des rechten von der Wärmeversorgung abzutrennen. Schritt für Schritt werden nun zwei Heizkraftwerke auf Null heruntergefahren. Das Unternehmen begründet dies mit verringerten Gaslieferungen aufgrund der Schulden von Kiewenergo in Höhe von 347 Mio. Grywnja (ca. 34,7 Mio. Euro; bei den Nachrichten von “Inter” waren es über 500 Mio. Grywnja – ca 50 Mio. Euro, beiKorrespondent.net mehr als 700 Mio. Grywnja – ca. 70 Mio. Euro) gegenüber der Tochter von “Naftogas Ukrainy”, die sich aufgrund der fehlenden Überweisungen aus dem Budget der Stadtergeben haben. Ukrainische Kommunen sind per Gesetz dazu verpflichtet die Differenz zwischen realen Kosten und festgesetzten Preisen auszugleichen.
Dies führte heute zu Reaktionen von Seiten der Regierungschefin, die behauptete seit zwei Tagen kein Gas zu haben und den Bürgern Kiews empfahl einen besseren Bürgermeister zu wählen. Präsident Juschtschenko forderte eine baldige Lösung des Problems und empfahl die Schulden notfalls mit neuen Krediten zu tilgen. Tschernowezkij wies gleichzeitig jegliche Schuld von sich und erklärte heute in seiner wöchentlichen Livesendung (“Stunde des Bürgermeisters”) beim Kiewer Stadtsender, dass die Verringerung der Gaslieferungen eine politische Entscheidung ist, um ihn zu beseitigen. Gleichzeitig konnte er den Beschluss des Kiewer Schiedsgerichts präsentieren, demnach es “Naftogas Ukrainy” und deren Töchtern verboten ist, die Gaslieferungen für die hauptstädtische Wärmeversorgung zu reduzieren. Beim Nachrichtensender “24” behauptete er mit “reinem Gewissen”, dass “die Stadt Kiew ‘Naftogas Ukrainy’ keine Kopeke schuldet”.
Der Pressesprecher von “Naftogas Ukrainy”, Wladimir Trikolitsch, hingegen empfahl Kiewenergo auf einer Pressekonferenz (Nachrichtensender 24) von Gas auf Kohle oder Masut umzustellen. Niemand zwinge Kiewenergo zur Nutzung von Gas. “Naftogas Ukrainy” ist, seinen Worten nach, nicht dazu verpflichtet, Gas gratis abzugeben.
Nachfolgend schaltete sich noch die Kiewer Staatsanwaltschaft in die Angelegenheit ein, da die Abschaltung der Wärmeversorgung gegen das Gesetz “Zur Wärmeversorgung” verstößt. Sie ordnete nach Überprüfung des Vorganges “Kiewgas” sofort an, die Gasversorgung wieder herzustellen.


Wenn es sogar der Julia Timoschenko zu kalt wird dann reichts wirklich meint

Gert

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Ich werde seit Tagen....

....das Gefuehl nicht los, dass irgendwo ueber meinem Kopf, an einem Zwirnfaden haengend, sich ein Monthy Phython 16 Tonnen Gewicht befindet, das nur darauf wartet herunter zu fallen. Waehrend ich also, "Gert guck die Luft" maeszig (um zu sehen was ueber meinem Kopf so los ist....immer noch besser als zu sehen was in meinem Kopf so passiert und daruber sind wir uns alle einig....) durch die Stadt spaziere und des Weiteren die lustige Zeit des Kiever Winterwetters






beginnt und da die Gehsteigraeumung noch in manchen Stadteilen (auszerhalb des Zentrums) als aeuszerst uncool gilt und bei meinen altersbedingten morschen Knochen ein Sturz ja gleich einem "Rettungsruf" gleichkommt kam mir der Gedanke (da die Versicherung meines Heimatlandes das schoene Land Ukraine nicht mit einschlieszt), dass ich mich privat versichern lasse nachdem ich schon seitdem ich hier bin eigentlich ohne Versicherungsschutz herumlaufe. Ja ich werde alt, ich werde feig!

Es ist ja hier nicht so, dass, wenn man auf der Strasze (oder Gehsteig) zusammengefuehrt wird, niemand auftaucht und einen rettet nur gibt es da doch einige Unterschiede von wem und wie gut. Deshalb gibt es wie ueberall sonst auch die Moeglichkeit ein solches Angebot wesentlich zu verbessern, naemlich in Form einer Zusatzversicherung.

Versicherung, dies klingt zwar einfach, ist es auf der anderen Seite aber nicht (was ist schon einfach in der Ukraine....).

Fast alle Versicherungsanstalten akzeptieren naemlich keine Individualpersonen als Versicherungsnehmer. Sehr gern gesehen wird naemlich nur der Umstand, dass zB ein ukrainischer Arbeitgeber in der Versicherungsgesellschaft auftaucht und sagt:"Ich will fuer meine 100 Angestellten ein Versicherungspaket bei Ihnen abschlieszen, wie geht das?" (und das muss schon ein sehr sehr netter Arbeitgeber sein...).

Wenn man das grosze Glueck hat bei einer Gesellschaft zu arbeiten, die das fuer ihre Angestellten (noch) nicht macht dann kann man jeden Abend beten, dass man gesund wieder nach Hause kommt oder man faengt an zu telephonieren, zu telephonieren und ach ja, zu telephonieren, wie man den Versicherungsschutz doch erreichen koennte.

Und wenn man Glueck hat und man Gesellschaften findet, die einen als Privaten nehmen wuerden beginnt folgendes Spiel:

Wenn man sachte nachfragt: "Koennen Sie mir bitte eine Uebersicht ueber ihre Leistung und die Versicherungspraemie per Email zuschicken" hoert man, dass das nicht so leicht geht, denn man mueszte zuerst zur Versicherungsgesellschaft kommen um dort eine Gesundheitstest zu machen und erst danach schreibt man die Praemie fest.

"Wie lange wird das dauern“?
„Das haengt davon ab wie der Test verlaeuft!“

"Ich will aber diesen Kosmonautentest nicht machen, mir fehlt die Zeit dafuer!"
„Ja dann auf Wiedersehen.“

Oder:

"Hoeren Sie, ich habe mir Ihr Angebot durchgeschaut, ich brauche keine Massage (zumal es nicht der Form der Massage entspricht, die ich meine), Akkupunktur, Grippeimpfung, Injektionen, usw.....nein ich will nur dass mich ein Krankenwagen irgendwo verletzt aufklaubt oder mit irgendeinem Bruch von zu Hause abholt und in ein Krankenhaus bringt und ich dort erstversorgt bzw stationaer behandelt werde und das war es schon".
„Dies bereitet der Staat ja auch vor und wenn sie mehr wollen.....nein so leicht geht das nicht“.

Dass der Staat dem Buerger so ein mehr oder weniger Service zur Verfuegung stellt stimmt schon nur ist dieser Umstand in der Ukraine (wie so vieles) mit Geld verbunden, dh wird man abgeholt musz man dafuer zahlen, man bekommt bessere Medikamente auch nur gegen Bezahlung, usw, usw....

Eine Gesellschaft habe ich gefunden, die meinen Vorstellungen halbwegs nahe kommt;

Und jetzt kommts: EUR 420.- wuerde mich dies fuer ein Jahr kosten, dafuer, dass ich nicht irgendwann mal nach einem etwaigen Unfall sondern gleich abgeholt werde (zumindest hoffe ich am gleichen Tag, es ist nicht so wie sie es kennen, dass ein paar Minuten nach dem Anruf ein Wagen auftaucht, da koennen Stunden vergehen.....) nicht in irgendein Kranhenhaus komme sondern in ein Krankenhaus wo ich hoffentlich gleich nach meiner Ankunft (und hoffentlich nicht erst am naechsten Tag) drankomme.

Das ist viel Geld, gehoert aber noch immer zu den guenstigsten Angeboten; von den Leuten die ich hier in Kiev kenne ist praktisch niemand privat versichert; ein kleiner Teil ueber den Arbeitgeber, der groeszte Teil jedoch gar nicht.
Dies waren also meine Gedanken (ja, ab und zu denke ich auch...) waehrend ich mir ueberlegte mir den Spitznamen „Die Hard“ zuzulegen meint

Gert